«Beauty is the harmony of purpose and form.»

Aalto ist auf dem Gebiet der Architektur der stärkste jener Exponenten, die Irrationalität und Standardisierung miteinander zu verknüpfen wissen. Das heisst: Standardisierung nicht bestimmen, sondern dienen zu lassen. Die moralische Kraft der Architektur, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, beruht vorab auf einem: Sie will aus Leben und Architektur eine Einheit formen. Unter den Architekten, die das heutige Vokabular geschaffen haben, ist Alvar Aalto der Jüngste.

Der Durchbruch als Architekt und Designer allerdings gelang Alva Aalto in den 30er-Jahren mit einem Gebäude, das sich ausserhalb von Helsinki befindet: das Tuberkulose-Sanatorium in Paimio. Alvar (1898-1976) hatte zwischen 1916 und 1921 Architektur an der Technischen Universität von Helsinki studiert, ehe er in seiner Heimatstadt Jyväskylä ein Architekturbüro eröffnete. Nachdem das Büro 1927 nach Turku verlegt worden war, zog er 1933 nach Helsinki. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Alvar Aalto 1949 die Architektin Elissa Mäkiniemi, die wie Aino massgeblich an seinen Projekten beteiligt war. Neben seiner Tätigkeit als Architekt und Stadtplaner, entwarf er auch Möbel, Textilien und Glaswaren.

Aalto und ein Klassiker: Vase Savoy

Diese Vase ist neben seinen Möbel- und Leuchtenentwürfen sicherlich das bekannteste Gebrauchsobjekt von Alvar Aalto. Hervorgegangen aus einem 1936 ausgeschriebenen Wettbewerb der Glashütten Karhula und Iittala für eine Ausstellung im Finnischen Pavillon der Weltausstellung in Paris 1937, hatte Alvar Aalto Zeichnungen von Vasen, Tabletts und Schalen eingereicht. Auch heute noch steht die Vase – die mit der Abkehr von der Punktsymmetrie eine Revolution in der Glasindustrie darstellte – auf jedem gedeckten Tisch im Savoy. Sie reflektiert zugleich Aaltos Vorliebe für organische Formen, wie sie auch in seinen Architekturentwürfen dieser Zeit ersichtlich sind.

Sanatorium Paimio, 1929-1933

Es gibt drei Bauten, welche mit dem Aufstieg der modernen Architektur untrennbar verbunden sind. Das Bauhaus in Dessau von Walter Gropius, das Projekt für den Völkerbundspalast von Le Corbusier und Alvar Aaltos Sanatorium in Paimio, unweit von Turku.

Das Lungensanatorium Paimio ist eine Anstalt für 290 Patienten. Dominante bildet die ungebrochene Linie des sechsstöckigen Krankenflügels. Leicht abgeknickt schiesst sich das separate Solarium mit seinen vorkragenden Balkonreihen. Am Punkt, wo der Hauptbau und die Ruhehalle sich schneiden, verbindet Aalto sie durch ein wellenförmiges Schutzdach. Wo immer man steht, bereichern neue Aspekte der Raum Zeit Konzeption diesen Komplex. Jede Wand hat ihre eigene Existenz und ist entsprechend ihrer Funktion gestaltet, aber alles ist durch eine starke bildnerische Vision geformt und miteinander verbunden.